Unheimliche Begegnung der Dritten Art (John Williams) - Filmmusik-Betrachtung


Höre und kaufe den Soundtrack zu Unheimliche Begegnung der Dritten Art hier

Trailer

Interview


Unheimliche Begegnung der dritten Art (engl.: Close encounters of the third kind) ist ein Film von Steven Spielberg aus dem Jahre 1977 mit Richard Dreyfuss in der Hauptrolle. Der Film gilt als einer der Meilensteine des Science Fiction Films, zusammen mit dem im selben Jahr erschienenen Star Wars (Höre Beispiele bei Amazon). Beide Filme wurden von John Williams (Link: Höre Musik von John Williams bei Amazon) vertont und für Letzteren nahm er auch den Oscar für die beste Filmmusik entgegen. Unheimliche Begegnung der dritten Art hat, sein Erscheinungsjahr betreffend, immer ein bisschen im Schatten des George-Lucas-Universums gestanden. Wenn man jemanden in einer Quizshow fragt: "Richtungsweisender Science-Fiction-Film aus dem Jahre 1977", dann werden wohl die meisten eher Star Wars als Unheimliche Begegnung nennen.  Es kann auch gemutmaßt werden, dass Williams einen Oscar mehr auf seinem Konto hätte, wäre Unheimliche Begegnung in einem anderen Jahr in die Kinos gekommen. Aber das bleibt Spekulation.


Musik als Kommunikationsmittel


Es gibt wenige Filme in der Geschichte Hollywoods, wo die Musik eine so herausragende und tragende Rolle einnimmt, ohne dass es sich um einen Musikfilm handelt. Im Zentrum steht ein Fünftonmotiv. Dieses Motiv bildet die Grundlage der Kommunikation zwischen Menschen und Aliens. Die Entstehung muss wirklich ein komplizierter Akt gewesen sein. Williams legte Spielberg Hunderte von Motiven vor, bevor dieser, und das auch nicht mit großer Begeisterung, sagte: Dieses eine müsse es dann wohl sein (Link: Hörbeispiel). Im Grunde genommen werden alle Töne des Motivs aus dem Dreiklang einer Tonart gebildet. Nur der erste Ton fällt heraus. Er liegt eine Sekunde vom Grundton aus nach oben. In gewisser Hinsicht ist er, aufgrund dieser Anordnung, auch der Markanteste. Würden alle Töne denen des Dreiklangs entsprechen, wäre die Einzigartigkeit verloren.
Seine Sonderstellung erfährt das Motiv allerdings erst im letzten Drittel des Films. Vorher ist es, zumindest im Soundtrack (im Film wird es durch Personen immer wieder gesungen oder gespielt), gar nicht zu vernehmen, was auch nicht verwundert, da es zu einem direkten Kontakt erst am Ende kommt. Besonders eindrucksvoll sind natürlich die wahnsinnig langen Licht-Musik-Sequenzen. Aber wirklich toll ist auch die Kommunikation an einer kurzen Stelle, wo einer der beteiligten Menschen dem Alien Handzeichen gibt und in diesem Moment passend das Fünftonmotiv zu hören ist. Es werden also auch verschiedene Kommunikationsformen miteinander verwoben.


Ein Erlebnis, welches das Leben erneuert


Aber der Soundtrack ist in seiner Gesamtheit viel mehr als nur dieses eine Fünftonmotiv. Bis ungefähr zur Hälfte des Films wird die Musik nur recht spärlich eingesetzt. Auch geht Williams zu Beginn sehr zurückhaltend mit Themen und Motiven um. Vieles ist zu Beginn eher Lautmalerei. Die Musik irrt ähnlich umher, wie es der Protagonist tut. Er sucht nach etwas, weiß aber nicht wonach. Erst mit der Zeit kommt Schritt für Schritt Klarheit in sein Denken und Handeln, bis er am Ende eine ergreifende Erkenntnis zu erleben scheint. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass es von dem Film drei Versionen gibt: eine ursprüngliche Kinoversion, eine Special Edition und einen Director's Cut. Alle drei unterscheiden sich in ihrer Länge nicht signifikant, aber es wurden in ihnen verschiedene Szenen genutzt, andere wiederum weggelassen. Eine von diesen kommt nur in der Special Edition vor. Es handelt sich um die Innenaufnahme des Alien-Raumschiffs kurz vor Ende des Films. Der Hauptdarsteller schaut hier auf ein Special-Effects-Spektakel, welches man wohl als seiner Zeit voraus bezeichnen muss. Für die meisten Zuschauer war es nicht wirklich relevant, weshalb es im später erschienenen Director's Cut wieder entnommen wurde. Man kann es aber insofern als wichtig empfinden, wenn man Spielbergs sinngemäße Aussage betrachtet, dass er eine Geschichte erzählen wollte, in der ein ganz normaler Mensch etwas erlebt, was sein Leben total umkrempelt. In diesem Zusammenhang wurden von Kritikern auch christlich-jüdische Motive in dem Film vermutet. Ein Ansatzpunkt der Analyse war, dass der Devils Tower in Wyoming dem Berg Sinai, die Aliens Gott und Roy Moses entsprechen könnte. Diese Vermutung stützte sich auch auf den Fakt, dass der Film Die zehn Gebote in Spielbergs Werk Erwähnung findet.


Williams at his best


Betrachtet man die Musik isoliert, so fällt auf, dass sie sehr dicht komponiert wurde. Mit "dicht" ist hier gemeint, dass meist sehr spannungsvolle Akkorde genutzt werden. Besonders der Track "Lightshow" auf dem Collectors-Edition-Soundtrack ist in dieser Hinsicht sehr eindrucksvoll. Vor allem die kurze Sequenz bei 1:17 ist in diesem Zusammenhang sehr beeindruckend. Aber auch die Tracks "Chasing Ufos" oder "Barry's Kidnapping" sind in diesem Stil komponiert.
Motivisch entwickelte Williams über das Fünftonmotiv hinaus Material für die Armee und den Hauptdarsteller selbst. Dazu kommen noch einige weitere Phrasen, die schwer konkret zuzuordnen sind.
Der musikalische Höhepunkt des Films, der wohl gleichzeitig für die meisten auch dem filmischen entspricht, wird durch den Track "The Visitors/"Bye"/End Titles" gebildet. Hier wirft Williams noch einmal alles in die Waagschale, was er zu bieten hat. Mit unglaublich abwechslungsreichen Akkordfolgen und geführt durch das Fünftonmotiv, entwirft er eine Suite, die nicht umsonst immer wieder auf Science-Fiction-Filmmusik-Compilations zu finden ist. Dieses Stück zählt wohl zum Besten, was der Komponist über die Jahrzehnte an Material zutage gebracht hat. Es kommt einer Offenbarung gleich, ähnlich dem Erlebnis, welches der Hauptdarsteller am Ende zu haben scheint: etwas schier Überwältigendes, Großes und nicht zu Vergessendes.


Special: Clips from the movie


Hier die Szene der musikalischen Kontaktaufnahme mit dem Mutterschiff.


Hier die Szene, zu der der Track "Barry's Kidnapping" auf dem Album zugeordnet ist.


Und zu guter Letzt das Ende des Films, wo auch der oben beschriebene Abschnitt enthalten ist, in dem Handzeichen und Fünftonmotiv parallel zu sehen und zu hören sind.



Vergleiche Preise bei Amazon und Ebay

Zuletzt noch drei Links zu Amazon und einer zu Ebay zum Preisvergleich:

4) Link zum Preisvergleich bei Ebay

Wie schon erwähnt, ist die Frage danach, welche Filmversion man sich ansehen sollte, Geschmackssache. Jede dieser Versionen hat ihr Vor-und Nachteile. Bezüglich des Soundtracks ist in jedem Fall die Collectors Edition zu empfehlen, da sie sehr umfangreich ist und auch ein informatives Booklet enthält.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen